Folge 8: Rundum den Lebensweg einer Künstlerin

Vita Renate Ahalia Wiesemann-Fuchs

Auf die Frage, ob ich jemals in dieser Welt angekommen bin, würden sicherlich einige Mitmenschen nur zögerlich antworten… Mein Vorname (Renate = die Wiedergeborene) lässt vermuten, dass ich mehrmals versucht habe, auf der Erde Fuß zu fassen – Dass dies schließlich gelang, haben meine Eltern zum 14.6.1935 amtlich bestätigt. Meine Eltern (obwohl beide Juristen), bestätigten auch die Berechtigung des Sprichwortes: „Les extrèmes ce touchent. = Die Gegensätze berühren sich.“ – Der Vater lebensfroh, abenteuerlustig – die Mutter melancholisch, distinguiert…

Ich wuchs mit zwei älteren Schwestern in eine Kriegszeit hinein, erlebte liebevolle Gegensätzlichkeit in der Familie und feindorientierte Gegensätzlichkeit zwischen den Völkern – und begriff sehr früh, dass nichts wahrnehmbar oder definierbar ist, was nicht auf Gegensätzlichkeit beruht. Ich schloss daraus: „Leben ist Gegensatz.“ Zugleich entwickelte ich eine Affinität zu Phänomenen, die Harmonie, Balance und Frieden versprachen und ein empfindliches Gespür für Spannungen, Dynamik, Energie – für alles, was Bewegung betrifft…Und statt, wie es üblich ist, Schritt für Schritt vorwärts zu gehen, bevorzugte ich, auch im Laufe des Lebens, das Tanzen.

Schon immer schrieb ich mit Zeichnungen versehene Geschichten und Gedichte, inszenierte mit einer meiner Schwestern sehr unterschiedliche Theaterstücke, sie realistisch – ich eher idealistisch-phantastisch.

Im Abstand von 20 Jahren entschied ich mich zwei Mal für ein Kunststudium mit variablen Schwerpunkten. Im ersten: „Freie Grafik und Malerei“, im zweiten: „Kunst, Kunstwissenschaft, Philosophie, Psychologie“ für das Lehramt an Gymnasien. Etwa 20 Jahre unterrichtete ich.

Zwischen dem ersten und dem zweiten Studium machte ich viele Ausstellungen – oft in Verbindung mit Konzerten meines späteren Mannes, des Musikers (Pianist) Bernd Wiesemann.

Und, statt meine Ausbildung als Tänzerin fortzusetzen, heiratete ich. Zwei Kinder aus dieser Beziehung, Mirjam und Boris, setzen das künstlerische Erbe in alle Richtungen fort…

Nach der Scheidung ergab sich während der Arbeit am Gymnasium die Chance, ein Tanz-Theater zu gründen. Dieses wunderbare Medium repräsentiert alle Möglichkeiten körperlicher, seelischer und geistiger Aussagen – Menschen, Musik, Raum, Dynamik, Rhythmen – Licht sowie Farben.

Themen wie „Begegnungen“, „Geschichten der Menschheit“, „via Pangäa“, und später nach dem Schuldienst: „Ein Gespür für Grenzen“, „Wandel“, „Kommunikation“…

Die Priorität von Mischtönen in meinen Bildern, das Engagement, das ich beim Schreiben der Essays über Frieden im Laufe von acht Jahren empfand sowie mein Wahrnehmen und Reflektieren verweisen immer deutlicher auf meine Aufgabe, Gegensätze zu versöhnen, – und dazu fallen mir jeden Tag neue „Dinge“ auf – und ein…